No hurry, no worriy, we’re on Fiji Time

Fiji ist, wie man sich das Paradies vorstellt: Die Strände sehen aus wie auf den Postkarten, die Leute sind superfreundlich und es herrschen beste Voraussetzungen für unvergessliche Tauchgänge. Nur mit dem fijianischen Zeit-Management haben wir Schweizer etwas Mühe.

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Das glasklare Wasser ist mit seinen 27 Grad nicht sehr erfrischend. 

Nach intensiven fünf Wochen Roadtrip mit der Familie in Neuseeland gönne ich mir zehn Tage Urlaub vom Urlaub auf Fiji. Mein Bruder Stephan setzt die Reise mit mir fort, neu hinzu kommt seine Freundin Corina, die wir im Hostel in Nadi auf der Hauptinsel Fijis treffen. Wir hören auf den Rat vieler Reisenden „Hände weg von All-Inklusive-Island-Hopping-Angeboten“ und stellen uns unser eigenes Programm zusammen. Wir verhandeln und diskutieren so lange im unklimatisierten Reisebüro, bis wir am Ende halb so viel zahlen, wie andere für ein ähnliches Angebot bezahlt haben.

Tauchen auf Mana

Der erste Stop ist Mana, eine kleine Insel im Osten vom Mainland (Hauptinsel). Dort sieht dann der Strand auch endlich aus, wie er in Prospekten und auf Postkarten angepriesen wird. Wie bereits auf der Hauptinsel begrüssen uns die Einheimischen mit einem warmen „Bulaaaa“ („Hallo“) und zeigen uns unsere bescheidenen Schlafstätten im Hostel. Da uns spätestens nach einem Tag Strandferien langweilig werden würde, haben wir den Open Water-Tauchkurs (Padi) mitgebucht. So sind wir alle drei Tage auf Mana mit Theorie-Stunden, Trocken-Übungen und Tauchgängen beschäftigt. Im angenehm 24 Grad warmen Wasser erkunden wir Mana’s Tauchspots „Supermarket“ oder „Turtlehead“, wo Schildkröten, Rochen und White Tip Sharks herumschwimmen und Seesterne, Nemo- und Papageienfische in den Korallen wohnen. Etwas unangenehmer als die Wassertemperatur ist die tropische Hitze, die uns Nachts vom Schlafen abhält. Da hilft auch der knatternde Ventilator nicht viel.

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Unsere Tauchtruppe während des Aufenthaltes auf der Insel Mana.

Fiji-Time

Dass die fijianische Zeitrechnung etwas anders funktioniert als die europäische, merken wir schnell. Heisst es „Frühstück ab 7 Uhr“, müssen wir nicht vor 8 Uhr etwas bestellen wollen. Steht auf der Karte, dass das Mittagsmenu bis nachmittags um vier Uhr erhältlich ist, heisst das nicht zwingend, dass dem auch so ist. Um halb vier heisst es nämlich „Sorry, die Küche ist zu, wir müssen die Abend-Menus vorbereiten.” Ähnlich verhält es sich mit den Zeiten fürs Tauchen oder für den Boots-Transfer zwischen den Inseln. Grundsätzlich kann man sich darauf verlassen, dass die Einheimischen eine halbe bis zwei Stunden später auftauchen. Und wir Schweizer, pünkltich wie wir sind, sitzen da und warten. Aber es gibt schlimmere Orte, um zwei Stunden zu warten.

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Fast schon kitschige Abendstimmung am Strand von Mana.

Homestay statt Touristen-Resort

Die zweite Insel, zu der wir per Fischer-Motorboot transportiert werden, ist Wayalailai, eine kleine Insel mit ca. 300 Bewohnern. Um die fijianische Kultur besser kennenzulernen, haben wir uns auf dieser Insel für einen Homestay entschieden. Das heisst, wir wohnen bei Eineimischen zu Hause in einem Dorf, in das sich sonst kein Tourist verirrt. Das einzige Hostel befindet sich auf der anderen Seite der Insel. Gemeinsam mit Thibault, einem Franzosen, den wir im Hostel in Nadi aufgegabelt haben, wohnen wir bei Jack im Hauptort der Insel. Solarzellen liefern Strom, aus einer Quelle sprudelt köstliches Trinkwasser und als Dusche und WC-Spülung dient ein kleiner Eimer, mit dem aus einem Fass Wasser geschöpft wird. Zum Essen gibt es frisch gefangenen Fisch, den Jacks Frau bei Klatsch und Tratsch mit anderen Frauen aus dem Dorf zubereitet.

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Jack’s Frau mit anderen Dorfbewohnerinnen beim Ausnehmen der frisch gefangenen Fischen resp. unserem Abendessen.

Jack, so erzählt er uns, hat während dreissig Jahren im Tourismus gearbeitet und möchte nun auch nach seiner Pensionierung noch Reisende um sich herum haben und ihnen seine Kultur näher bringen. Dies macht er, indem er uns zu einem „Kava-Abend“ mit dem Chief (Oberhaupt der Insel) und einigen Dorfbewohnern einlädt. Kava ist ein Getränk, das in geselligen Runden praktisch täglich von Fijianern getrunken wird und eine ähnliche Wirkung wie Alkohol hat: Man fühlt sich mit der Zeit etwas benebelt. Hergestellt wird das Getränk aus Wurzeln, die zunächst getrocknet und dann zu Pulver verstampft werden. Danach wird es mit Wasser angerührt und aus kleinen Kokosnuss-Schalen getrunken. Jeder Reisende auf Fiji wird mindestens einmal mit diesem Getränk in Kontakt kommen, denn diese geselligen Kava-Abende werden in Hostels ebenso angeboten wie in traditionellen Märkten und Dörfern.

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Ein mit Kava-Pulver gefülltes Tuch wird immer wieder ins Wasser getunkt und ausgewindet.

Da wir uns nun fernab von einem Touristenort befinden, gilt es im Dorf einige Regeln zu beachten: 1. Schultern und Knie müssen bedeckt sein, 2. keine Kopfbedeckung, wenn wir durchs Dorf spazieren, und 3. wenn der Chief Kava trinkt, darf niemand sprechen. Während wir bei Kava zusammensitzen, erzählt uns Jack aus seiner Kindheit. Beispielsweise, dass Ausflüge auf die Hauptinsel sehr selten waren und er jeweils fasziniert von den Autos und anderen technischen Errungenschaften war, die er sonst nur aus dem Fernseher kannte. Alkohol sei auf den Inseln verpönt, ihre Kultur verbiete Alkoholkonsum, Touristen natürlich ausgenommen. Junge Fijianer würden deshalb am Wochenende oft zur Hauptinsel fahren und dort feiern – dort ist das Trinken nämlich erlaubt. Eine von vielen Folgen der Globalisierung.

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Zu Besuch bei Jacks Enkelkinder

Schmerzhafte Momente bis zur atemberaubenden Aussicht

In besonderer Erinnerung bleibt uns der Summit-Hike auf den höchsten Punkt der Insel Wayalailai. Ein zweistündiger Marsch in nicht allzu steilem Gelände hört sich im ersten Moment wie ein Nachmittagsspaziergang an. Was wir völlig unterschätzen, sind der Zustand des Wanderweges und die Hitze. Api, ein junger Einheimischer holt uns bei Jack ab und bahnt uns mit seiner Machete den Wegdurch eine eineinhalb Meter hohe Gras- und Gebüschlandschaft. Ein schmaler Trampelpfad ist vorhanden. Allerdings hängen die Gräser in den Weg hinein, was zur Folge hat, dass unsere Beine konstant von Gras und Ästen geschnitten und geritzt werden. Der Schmerz erinnert mich an jenen beim Tätowierer: Während der ersten halben Stunde kann ich ihn einigermassen locker wegstecken, indem ich an etwas Schönes denke und die Aussicht gniesse. Danach tut es einfach nur noch weh.

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An diesen Ausblick könnte man sich gewöhnen – wenn er doch nur nicht mit so viel Schmerz verbunden wäre.

Gleichzeitig brennt die Sonne auf uns herab, und obwohl wir eineinhalb Liter Wasser pro Person dabei haben, kommen wir dehydriert wieder unten an. Während wir vier Touristen auf dieser Wanderung an unsere körperliche und mentale Grenze kommen, scheint sie für Api keine besondere Herausforderung zu sein. Er trinkt kaum etwas, trabt lockeren Schrittes durch das schnittige Gras und klettert mühelos den felsigen Weg zum Gipfel hoch – das ganze Barfuss!!! Die Aussicht vom Gipfel lässt uns unsere Sorgen zum Glück schnell wieder vergessen. Aus der Vogelperspektive sehen die Inseln mindestens so paradiesisch aus wie vom Strand aus.

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Mit Stephan und Corina auf dem Gipfel der Insel Wayalailai.
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Der Weg führt eineinhalb Stunden durch schnittige Gräser und Blätter.

Schlammige Angelegenheit

Zurück in Nadi auf dem Mainland machen wir auch noch Ausflüge. Der Strand dort ist nämlich nur durschnittlich und die Hostel-Gäste, die sich schon morgens um zehn Uhr betrinken, gehen (zumindest mir) auf die Nerven. Zuerst schauen wir, wie am ersten Tag auf Fiji, beim Food-Market vorbei und geniessen die wohl beste Ananas unseres Lebens, von der wir fast einen Zuckerflash bekommen. Danach geht es per Taxi, das mehr an einen Vieh- als Personentransporter erinnert, zu den berühmten Mud-Pools unweit von Nadi . Natürlich hätten wir auch einen All-Inklusiv-Tagesauflug im Hostel buchen können. Bei dieser Option ist der Preis jedoch das einzige Abenteuerliche. Wir sind an diesem Nachmittag die einzigen Gäste beim Mud-Pool. Das Prozedere ist einfach: Sich von oben bis unten mit Schlamm einreiben, diesen in der Sonne trocknen lassen und sich dann zuerst im dreckigeren und danach im saubereren Pool wieder zu waschen. Schon diese beiden Pools sind angesichts der tropischen Lufttemperatur zu heiss und wir halten es nicht lange darin aus. Der dritte Pool ist um die 70 Grad heiss und mehr als eine Zehen- oder Fingerspitze sollte nicht eingetaucht werden.

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Man sagt ja, Schlamm soll gesund seit für die Haut.

Nach diesem Tagesausflug heisst es dann auch schon Rucksack packen und den neuen Bekanntschaften „Goodbye“ sagen. Unsere Reise geht weiter nach Australien, wo wir (wieder) im Campervan unterwegs sind und die Ostküste zwischen Fraser Island (nördlich von Brisbane) und der Great Ocean Road (südlich von Melbourne) unsicher machen.