Lombok hat mehr als menschenleere Strände mit surfbaren Wellen, Nasi Goreng, versteckte Wasserfälle und einen Vulkan zu bieten. Lombok hat endlose Downhill- und Freeride Spots, sei dies im tiefen Jungel oder unter Palmen mit Sicht aufs Meer. Und Lombok hat eine Skate Crew, die jeden Tag unvergesslich macht. Momentan sorgt sie gerade für internationales Aufsehen!
Dass Lombok einiges in Sachen Longboard Spots zu bieten hat, weiss ich bereits von meinen letzten drei Aufenthalten auf der Insel – natürlich jedes Mal mit rollbarem Untersatz. Bereits im November 2016 besuchte ich den Longboard-Pionier Ozzie in Senggigi. Damals kannte ich ihn und seine Crew bloss von Facebook. Einen herzlicheren Empfang und mehr Abenteuer mit der einheimischen Crew hätte ich mir nicht vorstellen können. Eineinhalb Jahre später reise ich zum vierten Mal auf die indonesische Paradiesinsel neben Bali, die für ihre Surfspots, Touristen-Resorts und die Vulkanwanderung auf den Mount Rinjani bekannt ist. Der Grund heisst #lombokskatetripvol3. Hier geht’s übrigens zum Video vom letztjährigen Lombok Skate Trip.
Abwechslungsreiche Aussichten, Temperaturen und Strassenbeläge
Wie bereits am letztjährigen Skatetrip wird täglich ein anderer Spot angepeilt. Um den Vulkan herum sind die Strassen steil und sehr kurvig, alle paar Meter zu sliden ist unerlässlich. Etwas weiter entfernt schlängelt sich die Strasse durch den Jungel, Lianenen hängen von den Ästen. In den Bäumen und am Strassenrand sitzen putzige Äffchen, die es auf alles abgesehen haben, was nicht niet- und nagelfest ist. An einem Spot im Süden der Insel geniessen wir beim Skaten die Aussicht aufs Meer, müssen uns jedoch darauf konzentrieren, nicht durch kleine Löcher im Strassenbelag zu sliden. Immer wieder landet jemand im Gras, Gebüsch oder Geröll, sei es wegen einem Wechsel des Strassenbelags, einem Kuhfladen, einem misslungenem Slide oder unterschätztem Bremsweg. Im Jungel sind die Temperaturen erträglich, bei den meisten Spots brennt jedoch die Sonne nur so herunter. Um Schürfungen zu vermeiden, tragen die meisten dennoch lange Hosen. Die Lombok Longboard Riders, wie sich die einheimische Crew nennt, sehen das mit den Knieschonern jedoch nicht so eng, zahlreiche Narben zieren ihre geschundenen Knie. Immerhin Helme tragen sie alle. Skate-Papa Ozzie, der den Lombok Skate Trip zusammen mit seinem Freund und Förderer Shandy aus Jakarta organisiert, sorgt dafür, das alle die Helmpflicht einhalten.
Auch sonst kümmert er sich um die Sicherheit der Fahrer: Er verteilt die Crew Mitglieder auf der Strecke, rüstet Marshals (Streckenposten) mit roten und grünen Fähnchen sowie Funkgeräte aus und gibt ihnen Anweisungen. Wir skaten „open road“, das heisst, Gegenverkehr ist nicht auszuschliessen. Dank den Sicherheitsvorkehrungen wissen wir wenigstens, ob nach der blinden Kurve etwas entgegenkommt und ob bloss Roller oder auch Lastwagen auf der Strecke sind. Nicht nur sicherheitstechnisch machen die Jungs einen super Job, sondern auch betreffend Transport. Klar, wenn wir nur an zwei Kurven oder an einer sehr steilen Strecke üben, laufen wir selbst wieder rauf. Da bin ich manches Mal überrascht von meiner Ausdauer und meinem Biss, auch bei brütender Hitze nochmals und nochmals in die eine Kurve zu fahren und nachher wieder raufzulaufen. Bei längeren Strecken holen uns die Jungs mit den Motorrädern ab. Bis zu vier Skater können so gleichzeitig wieder nach oben gebracht werden. Abgesehen davon nehmen uns auch unterschiedlichste Gefährte wieder mit zum Startpunkt. Beispielsweise Bananentransporter, Pick Ups, Eisverkäufer oder alter Bauern auf dem Bike. Viele bleiben dann noch kurz stehen und schauen uns fasziniert zu, wie wir durch die Kurven rutschen, meist auf den Rollen, manchmal auch auf dem Hinterteil oder den Ellenbogen. Das gehört halt dazu.
Duschen aus dem Wassereimer, schlafen in Hängematten
Wer will, kann sich den Trip sehr günstig gestalten. Neben umgerechnet 7 Franken täglich für den Bike- und Bustransport, der zwischen einer und drei Stunden dauert, kommen nur kleine Ausgaben für Mie Goreng (einheimisches Nudelgericht), Nasi Campur (Reisgericht) und die tägliche Portion Ice Cream, die sich bald als festen Wert im Tagesablauf etabliert hat. In der Wahl der Unterkunft sind die Teilnehmenden am Lombok Skate Trip frei. Die günstigste und abenteuerlichste Variante ist die Hängematte oder das Zelt in Ozzies Garten neben einer der einzigen Skatebowls in Lombok. Die Bowl wurde diesen Frühling mithilfe von Spendengeldern aus Europa fertiggestellt und ist der Treffpunkt sowohl für die Longboard Crew als auch für Kids aus der Nachbarschaft. Bis tief in die Nacht versuchen die Kinder und jungen Männer barfuss auf lottrigen Brettern Turns und andere Tricks in der Bowl, die von Scheinwerfern beleuchtet wird. Aussen herum sitzen junge Männer und Frauen, letztere teils in Hotpants und T-Shirt oder auch mit Kopftuch und langen Hosen. Jede und jeder ist willkommen und Ozzie hofft, dass in Zukunft auch mehr Touristen den Weg zu seiner Bowl finden.
Fliessend Wasser gibt es nicht, wer duschen will, muss zuerst das Wasser aus dem Brunnen im Garten schöpfen. Nachts, wenn das Rambazamba in der Bowl und im Garten vorbei ist, schleichen streunende Hunde und quitschende Ratten um die Zelte und unter der Hängematte hindurch. Geweckt wird man morgens vom Muezzin der nahegelegenen Moschee oder von den krähenden Hähnen in Nachbars Garten. Da ich mich im letzten Jahr nach sieben Tagen longboarden und wenig erholsamem Schlaf in der Hängematte ziemlich gerädert fühlte, entscheide ich mich dieses Jahr für eine eigene Unterkunft mit Pool und Frühstücksservice. Die Option Hängematte in Ozzies Garten steht Reisenden übrigens nicht nur während des jährlichen Skate Trips zur Verfügung, sondern jederzeit und ohne Voranmeldung. Bei Fragen, einfach bei ihm oder mir melden.
Vorarbeit für den (internationalen) Lombok Skate Trip 19
Gerne hätten die Organisatoren mehr internationale Skater am Trip gehabt. Schon beim letzten Trip buhlten die Organisatoren um die Aufmerksamkeit von europäischen und amerikanischen Skatern. Wer gerne und gekonnt schnell unterwegs war und es sich einrichten konnte, im Mai für zwei Wochen fürs Skaten um die halbe Welt zu fliegen, den zieht es eher auf die Philippinen und nach Korea, wo zeitglich internationale Downhill Rennen stattfinden. So beschränkt sich das internationale Teilnehmerfeld am Lombok Skate Trip auf vier „Bule“, wie Weisse resp. Westliche hier genannt werden. Der Rest der gut 25-köpfigen Skate-Truppe kam von kam von verschiedenen indonesischen Inseln, die allermeisten aus Lombok. Einer von uns vier „Bules“ war jedoch niemand geringeres als Matt Kienzle. In der Longboardszene ist er kein unbeschriebenes Blatt und arbeitet für die weltweit bekannte Skateplattform skatehousemedia. Als Scout für Skate Spots, an denen internationale Rennen und Events stattfinden können, hat er eine klare Mission: die lokalen Spots, Skater (als Partner für die Event-Organisaiton), Kultur und Klima kennenlernen. Die Longboarder in Indonesien hoffen nun, dass im 2019 nicht nur der vierte Lombok Skate Trip, sondern auch das erste internationale Rennen stattfindet.
Dies war der erste Blog zum diesjährigen Skate Trip. Im zweiten Teil schreibe ich mehr über die lokale Skate Szene und über kulturelle Herausforderungen an diesem Trip. Nicht zu vergessen natürlich über das Abenteuer am skate-freien Tag.